Gestern Abend hatten wir an unserem genialen Zeltplatz tatsächlich noch Besuch von Whitetails, die keine 20 Meter von uns im Wasser standen und getrunken haben.
Heute Morgen ist der Platz immer noch unglaublich schön, aber auch unverschämt kalt. Wir frieren, als wir alles zusammenpacken und uns abmarschbereit machen. Wir frieren nicht nur, sondern uns ist so kalt, dass wir mit einer unserer Grundregeln brechen, die wir noch nie zuvor gebrochen haben (noch nicht einmal bei einer unserer Wintertouren): Wir laufen mit unseren Daunenjacken los. Aber welchen Wert haben Grundregeln, wenn sie nicht den entsprechenden Gegebenheiten angepasst werden? Und unsere Situation ist hier schon außergewöhnlich genug!
Zunächst geht es fünf Meilen bergab und dann beginnt für die nächsten sieben Meilen der Anstieg auf den Glen Pass. Die Umstellung von bergab zu bergauf könnte nicht krasser sein. Eben noch kühl
und frisch geht es die ersten Meter gleich steil bergauf in der prallen Sonne. Wir reißen uns förmlich alle Kleider vom Leib und stellen um auf kurze Hose, Sonnenhut, Sonnenbrille und Shirt. Dann
quälen wir uns weiter. Punkt 10 Uhr stehen wir auf dem Pass und essen unseren Frühstücksriegel, dann beginnt für 10 Meilen der Abstieg.
Die Landschaft ist atemberaubend schön. Wir blicken auf türkisfarbene Bergseen mit kleinen Inselchen auf denen Pinien wachsen. Das alles vor blauem wolkenlosen Himmel. Dahinter ragen riesige felsige Berge empor. Die Farben und die Schärfe sind kaum auszuhalten. Alles sieht schon fast überzeichnet aus. Die Eindrücke prasseln nur so auf uns ein, dass wir immer langsamer gehen und nur noch nach rechts und links schauen. Wilder, ungezähmter und trotzdem harmonischer kann Natur kaum sein. Die Landschaft ist großartig.
Leider ist der Weg mittlerweile so schlecht, dass er die volle Aufmerksamkeit braucht. Wurzeln, Schotter, Felsen bzw. Stufen für Riesen wechseln sich ab und bieten die perfekte Stolperfalle. Axel
schafft es, sich auf einer Schräge einmal um 180 Grad zu drehen. Vielleicht war es ja auch Absicht, wer weiß. Kurz vor Schluss passieren wir die 800-Meilen-Marke, um dann mal wieder die längsten
Meilen des Tages zu bewältigen. Natürlich geht es bergauf und zwei Meilen können sich ziehen, als wären es 10 Meilen.
Das ist wirklich ein Mysterium. Die Letzte oder letzten Meilen des Tages sind immer die schlimmsten, darin sind sich hier alle einig. Wie Kaugummi, das länger und länger gezogen wird, bis es
reißt, so lange ziehen sich die letzten Meilen, bis der Geduldsfaden fast reißt.
Schließlich erreichen wir doch noch unseren mit Marlboro Man vereinbarten Zeltplatz für heute Nacht. MM sitzt inmitten von Mosquitos und wartet bereits auf uns. Anscheinend hat die unglaubliche Landschaft einen Preis: Mosquitos!!!!!!!!!
Horror!!!!!!!!!!!!!!!!!!!