Nach einer recht warmen Nacht wachen wir um 5 Uhr auf. Da unser Platz sehr schön ist und die Temperatur mild, lassen wir uns für unser Frühstück und fürs Zusammenpacken etwas mehr Zeit.

D. h., wir genehmigen uns ganze 15 Minuten mehr. Der Weg geht so weiter, wie er gestern aufgehört hat, d. h., er schlängelt sich oberhalb des Deep Creek entlang. Nach einer Weile kommen wir an einem bemerkenswerten Projekt des US Army Corps of Engineers vorbei. Einem riesigen Damm, mitten in der Wüste. Irgendwie passt dieser Damm nicht hier her. Denn der Deep Creek ist ungefähr so groß wie die Pfrimm und die kennt ja auch keiner. Selbst wenn der Deep Creek nach einer Jahrhundertflut auf 20 m ansteigen würde, würde das Wasser nicht mal an den Fuß des Dammes reichen. Wenn man den Projektleiter befragen würde, warum der Damm gebaut wurde, würde man sicher als Antwort erhalten, da das US Army of Engineers es bauen könne.

Aus dem bewölkten warmen Tag wird ein heißer unbewölkter Tag. Wir sind auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen für die Mittagspause. Der einzige Schatten ist ein vollgekackter Baum, unter dem wir unser Mittagessen kochen. Es gibt wie üblich leckeren Kartoffelbrei, nur diesmal mit getrockneten Erbsen, noch leckerer. Wir ziehen weiter und kommen an einem von Sträuchern überwucherten Weg an. Vor uns zerrt eine alte Person unbestimmbaren Geschlechts gestützt auf einen Krückstock eine riesige Kiste auf Rädern durch den Wald. Als alte Krimileser wissen wir sofort Bescheid. Hier wurde ein Mensch zerstückelt und die Einzelteile sollen hier im Dunkeln verscharrt werden. Unschlüssig gehen wir langsam weiter. Dann erkennen wir die blau-weißen Farben einer Coleman Kühlbox. Das kann nur eins heißen: TRAILMAGIC.

Und so ist es auch. Die ca. 70 Jahre alte Frau bestückt den Cooler mit ca. 5 kg saftigen Orangen. Wir bekommen unsere Zwei gleich in die Hand gedrückt. Nach einem kleinen Schwätzchen zieht sie wieder von dannen. Dann kommt ein weiterer Hiker, von Simone Gimli genannt, des Wegs. Da Gimli zurzeit öfter unsere Wege kreuzt, ist es vielleicht an der Zeit, ihn hier kurz vorzustellen. Es ist Gimli aus Herr der Ringe, bloß ohne Bart und dünner! Er versucht zum 4. Mal einen PCT Thru Hike, da er die anderen Male von giftigem Gestrüpp aufgehalten wurde. Er ist total nett aber etwas verpeilt.

Wir ziehen weiter, gehen über eine Hügelkuppe und sind plötzlich in Kreta. Zumindest sieht es so aus. Ein riesiger tiefblauer Stausee liegt vor uns. Die Sonne brennt und ich stürze mich in die Fluten. Aber nur sehr kurz, denn das Wasser ist arschkalt. Dann geht es weiter, die restlichen 2,3 Meilen zu unserem heutigen Tagesziel der Cleghorn Picnic Area. Hier wollen wir illegalerweise übernachten. Das Gebiet ist so groß, dass wir eine ruhige Ecke finden werden. Und morgen früh um 6 Uhr sind wir auf jeden Fall weg, denn es geht zum Cajon Pass, wo es nicht nur ein Mc Donald, eine Chevron Tanke und ein Tacco Bell gibt, sondern auch ein Best Western Hotel, in dem wir schlafen werden.

Ach so, fast vergessen, heute haben wir die 500 Kilometer Marke überschritten. Jemand hatte die 500 mit Steinen gelegt, möglicherweise kein Amerikaner.

Eine der Wasserquellen am Wegesrand