16.05.2015: Mission creek camp bis Meile 262, 36 km

Jetzt haben wir einen wunderbaren Zeltplatz mit einer absolut grandiosen Aussicht. Wir sind satt, die Schlafsäcke sind trocken und das Zelt auch. So wie es sein muss. So war das aber heute Morgen nicht.

 

 Nach einer fürchterlich kalten Nacht, die die Temperaturgrenze meines Schlafsackes aber völlig ausgereizt hat, sind wir um halb sechs wach geworden weil Epic das Feuer angezündet hat. Er hat von allen Hikern am meisten gelitten, weil er nur ein Tarp und einen nicht wirklich warm aussehenden Schlafsack hat. So nach und nach schälen sich die anderen Hiker aus den Zelten und das große Kaffeekochen geht los. Ich kann dank meiner ausgefeilten Technik (Uhr mit Kompass, Höhenmesser, Barometer und Thermometer ) allen Anwesenden verkünden, es sind sechs Grad minus. Am schnellsten begreift der Australier, wie kalt das wirklich ist, denn alle Amis rechnen ja in Fahrenheit.

 

Die meisten Wasserflaschen sind zumindest teilweise eingefroren. Alle Zelte sehen aus wie das Eishotel in Kiruna in Nordschweden. Mit so einer Kälte hat hier keiner gerechnet. Wir machen ausnahmsweise 2 Kaffee, schütteln das Eis aus dem Zelt und packen. Mittlerweile ist die Sonne erschienen und sorgt neben ein bisschen Wärme für ein unglaublich schönes Licht auf den verschneiten Kiefern. Wir gehen recht spät los. Der Weg führt die ersten Kilometer noch ein bisschen weiter hinauf.  Irgendwann haben wir knapp 8900 Fuß (umrechnen könnt ihr jetzt selber) erreicht.


Die Landschaft ist unglaublich. Mit Worten kann man das nicht beschreiben. Hinter jeder Wegbiegung wartet ein neuer Ausblick auf die schneeverzierte Landschaft.  Wir wandern unter riesigen verschneiten Zedern und Kiefern, die hier wahrscheinlich schon seit Hunderten von Jahren Wind und Wetter widerstehen.

Vor uns sind nur Molly und Nordic-Trainer, die unbedingt heute noch nach Big Bear Lake wollen. Nach mehreren Kilometern steigen wir ab, der Schnee verschwindet und der Wald riecht wieder herrlich im Sonnenlicht. Mittlerweile ist es rechtwarm und wir genießen den Weg. Bedauerlicherweise stehen hier viele Jeffrey Pines, das sind Kiefern, deren Rinde unfassbar nach ofenwarmen Zuckerkuchen riecht. Das riecht zwar lecker, aber unsere Essensfantasien überschlagen sich. Wir überlegen, was wir alles in Big Bear Lake essen werden.


Am Onyx Pass steht Trailmagic für uns bereit. Trailmagic ist, wenn fremde Leute Hikern auf ihrem Weg in den meisten Fällen völlig selbstlos helfen. Sei es mit Unterkunft, Fahrservice, Essen oder vor allem hier in der Wüste: Wasser. Hier erscheint die Trailmagic in Form einer mülltonnengroßen Metallkiste, in der Dutzende 10er Packs zuckerhaltige Erfrischungsgetränke verschiedener Geschmacksrichtungen stehen.  Daneben stehen ca. 20 Kilo Orangen und zwei Tüten mit Lutschern. Daneben steht eine sehr bequeme Couch. 


Wir genießen die Pause und die Erfrischungen. Ich entscheide mich für Brause mit Marshmellow-Geschmack.  Lecker. Etwas später machen wir noch eine Mittagspause, in der wir Kartoffelbrei mit Käse essen und noch einen Kaffee hinterher trinken . Dann geht es weiter, bis wir kurz nach sechs an unseren wunderschönen Zeltplatz ankommen und neben Essen auch unsere Sachen trocknen können. Wieder geht ein anstrengender, aber wunderbarer Tag zu Ende.

das sind wir