Was für eine Nacht! Seit 2 oder 3 Uhr, hier scheiden sich die Geister, regnet es, und zwar in Strömen. Wir sind in der Gegend, über die es heißt: It never rains in Southern California! Und wir saufen ab. Während die eine Hälfte der Hiker den Regen stoisch im Zelt über sich ergehen lässt, flüchtet der Part der Hiker, der sich wahrscheinlich von Albert Hammond inspirieren ließ und nur ein Tarp oder einen Biwaksack mitgebracht hat, in die Toiletten oder unter die Veranda und verbringt die Nacht dort.
Ab etwa kurz nach sechs Uhr versammeln sich immer mehr Hiker vor dem noch verschlossenen Community Center und warten auf Einlass. Das öffnet aber erst ab 8 Uhr. Punkt 7 Uhr fährt doch tatsächlich ein Trailangel vor, um die Meute einfach mal aufgrund des Regens eine Stunde früher in die warmen Räumlichkeiten zu lassen. Wir können es kaum fassen, aber wir dürfen alle rein und innerhalb kürzester Zeit hat sich der Aufenthaltsraum in ein Trockenlager für sämtliches Outdoorequipment gewandelt. Dem Wetterbericht aus dem Fernsehen können wir entnehmen, dass nicht nur wir, sondern auch San Diego in der letzten Nacht förmlich untergegangen ist. Super!!!! Ein Blick aus dem Fenster verheißt immer noch nichts Gutes! Es regnet immer noch und die Wolkendecke sieht so aus, als sollte es auch nie damit aufhören.
Es werden immer mehr Leute im Raum und niemand weiß so recht, was er heute machen will. Weiter wandern, bleiben, in die Stadt flüchten....???? Um 10 Uhr, während einer kurzen Regenpause, entscheiden wir uns weiter zu gehen. Grobe Richtung Mike's Place. Mit uns entscheiden sich zwei weitere Hiker zum Aufbruch. Wir marschieren also los. Da Warner Springs im Tal liegt, geht es mal wieder bergauf. Je weiter wir steigen desto kühler wird es und plötzlich..... ich dreh durch: SCHNEE!!!! Dieses weiße Zeug liegt hier oben und je weiter wir steigen, desto mehr wird es. Bald sehen wir den Trail nicht mehr und jeder unserer Schritte macht dieses typische, satte Schneegeräusch. Das ist fast mehr Schnee als letztes Jahr in Berlin!!!! Wir hasten weiter. Bis zu Mike sind es 30 km. Wir wollen da unbedingt hin. An eine Pause ist sowieso nicht zu denken, da es viel zu kalt und zu windig ist. Also einfach weiter ... irgendwann überlege ich, ob ich mich einfach in eine Ecke setze und heule. Vielleicht hört dann das Wetter auf und wir sind da!? Axel meint aber, das bringt nichts und so schalte ich stumpf auf Laufen, bis wir, oh Wunder, plötzlich tatsächlich da sind.
Mike's sanctuary!!! Wir sind da. Wir stolpern auf das Gelände und treffen einen anderen Hiker, der auf eine Garage zeigt und sagt, der Rest sei da drinnen. Der Rest sind ca. 25 andere, die fast alle mind. einen Tag hier verbracht haben und sich von Mike, Tom, Frau, wem auch immer bekochen ließen. Auch wir werden gleich mit Essen und Freedom Bier versorgt und dem Geruch von green happiness empfangen. Was für eine Oase! Als dann noch Burger und für die Veggies Veggieburger aufgetischt werden, ist unser Glück perfekt und der Schnee vergessen.