Der tatsächlich erste Morgen auf dem PCT beginnt mit der Suche nach einer Pee-stelle im Dunkeln. Es ist 5 Uhr morgens, noch angenehm kühl und eben noch dunkel. Mit FlipFlops bewaffnet ohne
Kontaktlinsen oder Brille eiere ich durch die Prärie. Seit gestern Nachmittag wissen wir - dank einer Kolonie Strafgefangener, die orangefarbene Overalls ala Guantanomo mit der Aufschrift
CDCR Prison trugen, wie Poison oak und Poison ivy aussehen. Die Typen, bewaffnet mit Motorsäge, Äxten und Harken (ein Traum für jeden Horrorfilmfan) waren gerade dabei den Weg zu fegen
und/oder eine Brandschneise zu legen - wir konnten uns nicht einigen - als ihr Aufseher auf eben diese Pfänzchen hinwies, mit der Bemerkung sie nicht anzufassen. Wir saßen natürlich
unmittelbar daneben. Nun, heute morgen bin ich schlauer und versuche mit meinen Füßen einfach gar nichts zu berühren. Wobei mein besonderes Augenmerk immer noch den
Klapperschlangen gilt. Dank etlicher Folgen Venom ER, keine gute Vorbereitung für einen Trip durch die kalifornische Wüste, wabern mir die Bilder von gruseligen Bissstellen nur so durch den Kopf.
Also, versuche ich die Viecher rechtzeitig zu erspähen. Völlig sinnlos meint Axel, aber der hat ja auch keine Ahnung. Ich war schließlich auch die einzige, die an Bord einer Fähre nach Schweden
die Sirenen für das Sammeln und Verlassen des sinkenden Schiffes an Deck gehört hat. Leider konnte ich niemanden meiner drei Mitstreiter davon überzeugen, die Rettungswesten anzulegen und
mit an Deck zu kommen.
Nun, hier gibt es vor allem eins nicht, Wasser. Und das bei der unglaublichen Hitze, die wir immer noch nicht gewöhnt sind. Bereits ab acht Uhr ist es in der Sonne kaum auszuhalten und wir
stoppen bei jeder möglichen Schattenstelle. Im Laufe des Vormittags passieren wir mehrere andere Hiker, die sich ebenfalls in jede Schattenecke quetschen, in die sie auch nur ansatzweise
reinpassen. Gegen Mittag erreichen wir Lake Morena. Während die meisten anderen Hiker hier bleiben, wollen wir nach einer langen Siesta noch weitergehen.
Vier Stunden Pause und wir raffen uns auf, weitere 10 km zu gehen.
Die Sonne knallt bei weitem nicht mehr so und wir genießen unsere Wanderung in vollen Zügen. Vielleicht liegt es aber auch an der vollen Dröhnung amerikanischen Cappuccino, der aus ca. 200g
Zucker, irgendeinem Sirup und einem Schlückchen Wasser besteht. Egal, es ist traumhaft.
Heute ist definitiv bei uns beiden ein TD!